Holz ist so wertvoll wie noch nie. Die Nachfrage nach europäischem Holz ist in den vergangenen Monaten im In- und Ausland rasant gestiegen. Auch bedingt durch die Pandemie entwickelte sich ein regelrechter weltweiter Bau-Boom. Dieser führt zu einem absoluten Nachfragehoch insbesondere in den USA und China, wo die eigenen Schnittholzkapazitäten nicht mehr ausreichen, um die hohe Nachfrage zu bedienen. Die Folge ist der Import des international gehandelten Rohstoffs Holz aus anderen Ländern – derzeit vor allem aus Deutschland und dem europäischen Raum. Doch auch hier boomt der Holzbau und die einhergehende Nachfrage nach dem klima-freundlichen Material Holz, sodass eine zunehmende Verknappung des Rohstoffs zu verzeichnen ist. Eine ausreichende Holzmenge ist in Deutschland grundsätzlich vorhanden – nur muss sie auch vernünftig auf dem Markt platziert und optimal zur Verfügung gestellt werden, um frühzeitig einer Verschärfung der Lage entgegenzuwirken. Die Branche befindet sich in einem starken Aufschwung, die Absatzmärkte sind gewachsen. Mit der Verknappung des Rohstoffs kommt jetzt die Sorge auf, dass der Aufwärtstrend abgewürgt werde und Verbraucher und Händler auf andere Materialien ausweichen.
Die angespannte Lage kann wohl noch einige Zeit anhalten – zumindest in einigen Sortimenten. Zwar ist mittelfristig auch eine Erhöhung der Sägekapazitäten sowohl in den USA als auch in China geplant, jedoch wird der Sägewerksbau einige Jahre in Anspruch nehmen und die Rundholzkapazitäten in den USA möglicherweise nicht ausreichen. Ein Exportstopp von Rundholz aus Russland sowie das verstärkte Bewusstsein für nachhaltige Baustoffe wird die globale Nachfrage nach dem Rohstoff weiter ansteigen lassen – die Optimierung der Bereitstellung und Beschaffung des Holzes ist folglich essentiell, um eine sichere Versorgung sowohl auf nationaler als auch globaler Ebene zu gewähren.
Der GD Holz fordert deshalb:
1. Bessere Versorgung der heimischen Bauwirtschaft
Der inländische Holzhandel und Holzbau sollen sicher mit ausreichend Rohstoff versorgt sein, um die gute Holzbaukonjunktur nicht abzuwürgen. Geschlossene Lieferverträge müssen eingehalten und die vereinbarte Menge zur vereinbarten Zeit geliefert werden. Die Lieferanten müssen die Belieferung des deutschen Marktes wieder stärker in den Fokus nehmen.
2. Forstschädenausgleichsgesetz außer Kraft setzen
Die Holzernte um 15 % zu beschränken, folglich die verfügbare Holzmenge um rund 3 bis 5 Mio. m³ zu verringern, ist keine geeignete Maßnahme, um den Markt ausreichend mit frischem Holz zu versorgen. Das Gesetz muss gestoppt werden.
3. Keine regulativ auf den Markt einwirkenden Maßnahmen
Handelsbeschränkende Maßnahmen wie Exportverbote oder Exportzölle greifen unnötig in die freie Marktwirtschaft ein sowie in den unabdingbaren internationalen Handel mit Holz. Der freie Handel mit den nachhaltig und legal erzeugten Holzprodukten darf nicht behindert werden. Dazu gehören alle Importsortimente auch aus tropischer Provenienz, hier insbesondere zertifiziertes Holz oder Holz aus EU FLEGT-Abkommen.
4. Anti-Dumping-Verfahren bei Sperrholz außer Kraft setzen
Zollkontingente für Holzprodukte müssen vor dem Hintergrund der knappen Beschaffung abgeschafft werden, um massive Schädigungen der nachgelagerten deutschen und europäischen Verarbeitungsindustrie zu verhindern.
5. Der Waldbesitz muss beim Waldumbau unterstützt werden
Eine aktive Waldbewirtschaftung ist das Fundament der Holzwirtschaft. Doch kann der Waldbesitz dies nur leisten, wenn ihm die entsprechenden finanziellen Mittel zur Verfügung stehen. Die Schnittholzpreise müssen an den Waldbesitz weitergegeben und die Klimaschutzleistung des Waldes endlich mit zusätzlichen Finanzmitteln honoriert werden.
6. Klimaschutzgesetz darf nicht verminderte Verfügbarkeit des nachhaltigen Rohstoffs Holz zur Folge haben
Das Klimaschutzgesetz und sein Senkenziel im LULUCF-Sektors darf nicht nach sich ziehen, dass Waldflächen aus der Nutzung genommen werden. Außerdem muss die sektorübergreifende Senkenwirkung des Rohstoffs Holz in der Klimabilanz insbesondere im Bausektor Berücksichtigung finden.
7. Mehrwertsteuerabsenkung für Holzprodukte
Auf das klimafreundliche Produkt Holz wird immer noch eine höhere Mehrwertsteuer gezahlt als auf klimaschädliche Produkte wie Fleisch oder gar Kerosin. Das muss sich ändern. Die Mehrwertsteuer auf die ökologischen Holzprodukte soll auf 7% herabgesetzt werden.
8. Stopp der Förderung von Biomasseverbrennung
Noch immer wird Holz auffallend häufig in Biomasseanlagen zur Energieerzeugung verbrannt, obwohl das Ende seines Lebenszyklus noch lange nicht erreicht ist. Die stoffliche Nutzung von Holz muss durch Kreislaufwirtschaft und Kaskadennutzung verlängert und maximiert werden.
9. Vorbildfunktion der öffentlichen Hand bei der Holzverwendung stärken
Bei Bauprojekten der öffentlichen Hand muss Holz als Baumaterial an erster Stelle stehen. Bei der Beschaffung sollte nicht nur Wert auf eine FSC- oder PEFC-Zertifizierung gelegt werden, sondern alle nachhaltigen Sortimente in Betracht gezogen werden.
10. Förderung regionaler und Unterstützung internationaler Wertschöpfungs- und Lieferketten
Regionale Wertschöpfungs- und Lieferketten dürfen nicht ausgebremst werden, sie müssen weiter gefördert und ausgebaut werden. Ebenfalls dürfen internationale Handelsströme keiner normativen Hemmnisse ausgesetzt sein, sondern Unterstützung politischer Akteure erfahren.
11. Langfristige Rohstoffsicherung durch einen klimastabilen Wald mit nachgefragten und verwendbaren Baumarten
Der Waldumbau hin zu einem klimaangepassten und -resilienten Wald muss jetzt intensiv gefördert und aktiv vorangebracht werden, sodass die nachhaltige Versorgung mit heimischem Holz sichergestellt ist.
Berlin, 15.06.2021
Beschaffungssituation für Holz verbessern – Vorschläge des GD Holz